David Meran ist bildender Künstler, Redakteur und Kunstvermittler.

*1991 in Kirchdorf an der Krems, Oberösterreich. Lebt und arbeitet in Wien.

2016 Stipendium der Geidai - Tokyo University of the Arts, Japan

2017 - 2022 local artist beim Kunstverein dasweissehaus Wien
2019-2021 vertreten bei der Gallery Haas & Gschwandtner Salzburg unter Martina Pohn


AUSBILDUNG

2011 - 2018 Universität für angewandte Kunst Wien
Diplom in: Kunst und Kommunikative Praxis und Textil

2016 Geidai - Tokyo University of the Arts, Japan
Intermedia Art (Tokihiro Satō)

Wir befinden uns momentan global in einem Prozess des Umbruchs. Politisch, ökonomisch, ökologisch und sozial. Beispielsweise lässt sich in dieser pandemischen Zeit ein gewisser Boom einer apokalyptischen Vorstellungswelt mit Verschwörungstheorien, Wissenschaftsskepsis und des Populismus feststellen.

Die Erzählungen von Hyperkulturen (Byung-Chul Han) die sich im Internet formieren, manifestieren sich als Kunst-Artefakte und archäologische Funde in meinem Werk. Gipsabgüsse von Plastikobjekten, iPhones als Vanitas-Symbole oder museale Inszenierungen von Verpackungsmaterialien und Fitnessobjekten. Meine Arbeiten verstehen sich als Szenario von Digitalität, Konsum, Selbstoptimierung und Natur. Als Gegenerzählung zum Narrativ der Bildschirme, manifestieren sie sich im skulpturalen Charakter und Kunst-konformer Ästhetik und entwerfen dabei eine fiktive Kultur und Kulturzugehörigkeit.

Meine multidisziplinäre Praxis umfasst diverse künstlerische Medien wie Skulptur, Video, Fotografie und Installation. Denn so wenig wie es den einen wahren Blick auf die Welt geben kann, so sehr verweigern sich auch meine Arbeiten nur einem einzigen Blick, sondern stellen sich in mehreren medialen Perspektiven dar.

Die erwähnten Umbruchsprozesse sind unter anderem ein Ergebnis eines neoliberalen Optimierungsdrucks letzter Jahrzehnte. Als Gegenstück zu einem solidarischen, rationalen Kollektivismus entwickeln sich egozentrische Sicht- und Handlungsweisen, welche rund um die Begriffe „Achtsamkeit“ und „Ganzheitlichkeit“ kreisen.

Nichtsdestotrotz lebt der Mensch im gesellschaftlichen Netz als ein Subjekt, der dem Dispositiv (das Organisationsprinzip einer Gesellschaft) unterworfen ist. Meine künstlerische Arbeit erforscht die Fragilität, die Gespanntheit, die Balance oder auch die Dissonanz, den Widerspruch dieser Netze aus Zuständen, Prozessen und Orten, in denen wir leben.

Kunstkritikern Nicole Scheyerer im Falter (39/2021) dazu: „2018 hat Meran eine Praxis gestartet, die er ‚Zukunftsarchäologie‘ nennt. Dafür klaubte er am Schwarzenbergplatz Krimskrams auf und goss diesen in Gips ab. Als weiße Formen wirken eine Burgerschachtel oder eine kaputte Wäscheleine plötzlich wie zivilisatorisch wertvolle Dinge.“ Alltags-und Kunstobjekte werden also einem zukunftsarchäologischen Blick unterzogen. In Kombination mit musealen Beschreibungstexten bewirken sie eine intellektuelle Täuschung und wechseln zwischen archäologischen Fakten und Fakes. Die Frage des Eingriffs in die Natur und wie wir in Zukunft leben werden und wollen ist eine übergreifende Frage, die sich in den Skulpturenimmer wieder zeigt.

Der französische Autor Guy Debord meint bereits in seinem Werk „Die Gesellschaft des Spektakels“ von 1967, dass die Zeit selbst zur Ware geworden ist. Die Wirklichkeit der Zeit wird durch die Werbung für die Zeit ersetzt. Die Kultur hat ihren Ursprung in der Gemeinschaft, sprich wenn die Kultur zur Ware wird, verschwindet Gemeinschaft. Dieses einfache Prinzip lässt sich auch auf die endlos erscheinenden Perfektionierungsmuster der Fitness- und Lifestyleindustrie anwenden. Optimierung, Bemessung und Vermarktung in Kombination mit Vorstellungen, Einbildungen und fragilen Wahrnehmungen entladen sich in meinen Yogamatten-Skulpturen.

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