Installation im Kunstraum periscope Salzburg
Klebeband, Pigment, Spiegel, IKEA-Schale, Gipsskulptur, Kette
diverse Größe
2020
IF YOU LIKE YOU CAN TOUCH
Hannes Egger – David Meran
25. Juni bis 18. Juli 2020
Hannes Egger und David Meran untersuchen in der Ausstellung „IF YOU LIKE YOU CAN TOUCH“ die Möglichkeiten von Berührung, sie betasten dabei die Nähe und den Abstand zwischen den Ausstellungsbesucher*innen und Ausstellungsobjekten. Die kollektiven Erfahrungen im privaten und gesellschaftlichen Leben in Zeiten einer globalen Pandemie, schweben wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen.
Hannes Egger leitet die Besucher_innen anhand einer Audioperformance zur unmittelbaren Erfahrung der Begegnung im Ausstellungsraum, der einerseits Erlebnis - als auch Schau- und Theaterraum ist.
In der Arbeit von David Meran hingegen geht es um die Hand, als dem Mittel der menschlichen Berührung, die seit Menschengedenken Nähe zulässt und sich Abstand erkämpft. Was beruht und was darf berührt werden? Der Abdruck der eigenen Hand in Einweghandschuhen manifestiert die eigene Existenz und Bedeutungslosigkeit.
Betreten wird der Ausstellungsraum immer nur von einer Person, die Erfahrung der audio-geleiteten Berührtheit dabei ist eine intime welche allerdings voyeuristische Blicke zulässt.
IF YOU LIKE YOU CAN TOUCH
Hannes Egger – David Meran
Hannes Egger und David Meran untersuchen in der Ausstellung “IF YOU LIKE YOU CAN TOUCH“ die Möglichkeiten von Berührung, sie betasten dabei die Nähe und den Abstand zwischen den Ausstellungsbesucher*innen und Ausstellungsobjekten. Die kollektiven Erfahrungen im privaten und gesellschaftlichen Leben in Zeiten einer globalen Pandemie, schweben wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen. Welche neu erlernten Verhaltensmuster des öffentlichen Lebens, beeinflussen unsere Agieren und unseren Blickwinkel auf die Kunst? Betreten wird der Ausstellungsraum immer nur von einer Person, die Erfahrung der audiogeleiteten Berührtheit dabei ist eine intime, welche allerdings voyeuristische Blicke, durch die Glasscheibe von außen, zulässt. Der Ausstellungsraum fungiert als Bühne, die Objekte und die Präsentation der Kunst wird zum Bühnenbild. Hannes Egger leitet die Besucher*innen anhand einer – alle 15 Minuten neu startender – Audioperformance zur unmittelbaren Erfahrung der Begegnung im Ausstellungsraum an. Die
Objekte von David Meran werden als reale, physische Objekte eingegliedert in den Audioguide. Der Raum postuliert sich zwischen Erlebnis, Kunst- und Theaterraum. Eine Stimme aus dem Off spricht die Besucher*innen direkt an. Wer ist die Stimme? Ist es jene des Künstlers? Eher nicht. Ist es die Stimme des Raumes? Vielleicht. Spricht die Mauer? Kann
sein, zumindest ist sie Teil der Installation. Oder handelt es sich um die Stimme des Universums? Möglich ... Vielleicht sind es die Objekte der Ausstellung selbst die sprechen, wenn sie rufen: „Ja, Sie dürfen! ... Touch me! Touch me!“ Eindeutig ist, dass die Stimme einlädt:
„Guten Tag, herzlich willkommen in der Ausstellung „IF YOU LIKE YOU CAN TOUCH“ von Hannes Egger und David Meran. Zuallererst bitte ich Sie sich zwei Latexhandschuhe anzuziehen. Sie finden sie auf dem kleinen Tisch beim Eingang. Bitte machen sie das, es ist wichtig!
Sie sind alleine hier, ja? Niemand außer Ihnen ist im Ausstellungsraum! Es ist Ihr Raum, es ist Ihre Zeit. Nehmen Sie sich die Zeit. Lassen Sie die Kunst auf sich wirken! Halten Sie sich genau an meine Anweisungen!“
Aufgebaut ist die Audioperformance wie eine Meditationsanleitung. Die singuläre Erfahrung evoziert Momente der Berührung und des Abstandes, lässt zwischen den beiden oszillieren. Vor allem aber fragt sie nach der Rolle der Besucher*innen. Gibt es eine Ausstellung ohne Besucher*innen? Ist sie aus erkenntnistheoretischer Perspektive ohne das Vorortseins oder dem Zutuns der Besucher*innen vorhanden? Und welche Position nehmen die Autor*innen, d.h. die Künstler*innen, in dieser Beziehung ein? Wessen Werk ist die Installation? Wer agiert und wer interagiert?
Im Laufe des 15minütigen Stück wird es immer unklarer um wessen Werk es sich handelt? Ob der Schlusssatz „Alles Sichtbare in der Ausstellung ist das Werk von David Meran. Das Unsichtbare ist das Werk von Hannes Egger. Es ist alles Archäologie, es ist alles Medizin.“ Ein eindeutiges Indiz ist, bleibt fraglich. Sind es nicht schlussendlich die Hände der
Besucher*innen welche ihren Abdruck hinterlassen? Sind es nicht die Bilder im Kopf die sprechen? Ist es nicht vielleicht der Körper des Publikums, als performativer Körper, der von Außen durch das Fenster wahrgenommen wird? In der Arbeit von David Meran hingegen geht es um die Hand, als dem Mittel der menschlichen Berührung, die seit Menschengedenken Nähe zulässt und sich Abstand erkämpft. Was berührt uns und was darf berührt werden? Skulpturen von Handschuhen in
unterschiedlichen Volumen und in diversen Materialkombinationen changieren zwischen banaler Optik, Witz und zentraler Geste: der Abdruck der eigenen Hand in Einweghandschuhen manifestiert die eigene Existenz und Bedeutungslosigkeit.
Die Anordnung und Inszenierung der physisch anwesenden Skulpturen und Objekte stimulieren den Raum und offenbaren ihn als Bühnenbild - ähnlich einem Theater. DieZuschauerreihen befinden sich auf dem Parkplatz, vor der Galerie, getrennt durch eine Glasscheibe. Durch die Erfahrung den Raum alleine zu erleben, fokussiert sich eine gesteuerte Aufmerksamkeit. Die Arbeiten verweisen auf die Fragilität, die Gespanntheit, die Balance und den Widerspruch von Realitätskonstruktionen und sozialen Übereinkünften. Sie verweisen auf Oberflächen, die es zu berühren gilt. Durch Farbwahl, Pigment und Bearbeitung funktionieren sie als multiperspektivische Objekte, wie beispielsweise die drei Objekte mit unterschiedlicher
intensiver blauer Pigmentierung und Duftgebung. Riechen Sie daran! Es sind Gipsabgüsse ehemaliger Desinfektionsbehälter aus dem Allgemeinen Krankenhaus in Wien, deren funktionale Formen wie versteinert im Ausstellungsraum liegen. Der benützte und verbrauchte Inhalt hat Viren abgehalten, hat sie eliminiert. Menschen wurden durch diese Objekte geschützt.
Die Viren wurden Fern gehalten um soziale Nähe wieder zu ermöglichen.